Hochzeitskuchen

Wenn im wahrsten Sinne des Wortes ein Hochzeitskuchen auf einen zukommt, dann weiß man: Das kostet! Der Hochzeitskuchen teilt sich auf in einen traditionellen nach taiwanesischer Art - den auch die meisten Taiwanesen nicht mögen - und in einen europäisierten, der für Taiwanesen wie Ausländer sehr attraktiv ist.

Den Hochzeitskuchen bringt die Braut - und zwar ihren Freunden sowie lieben Kollegen. Der Bräutigam - der glückliche - hat damit nichts zu tun: Seine Freunde kriegen nichts. Kommt also die Braut mitsamt ihrem Hochzeitskuchen – einem Monstrum von Schachtel mit meist zwei Etagen - auf einen zu, um diesen Punkt wieder aufzunehmen, dann fühlt man sich sehr geehrt, bedankt sich höflich und macht Small Talk. Der Kuchen wird von der Einladungskarte begleitet, die mit einem Foto des Brautpaars versehen ist. Dieses bewundert man entsprechend. Befindet sich auf der Karte noch ein Gedicht - vielleicht sogar von der Braut selbst verfasst -, dann lässt man es sich vorlesen und gegebenenfalls übersetzen und ist selbstverständlich entzückt und betont, wie romantisch dies alles ist. Nach etwa 15 Minuten (höchstens, denn die Braut zieht mit dem nächsten Hochzeitskuchen weiter) ist der Spuk zu Ende. Man ist jetzt um einen Hochzwitskuchen und unzählige Kalorien reicher und in spätestens zwei Monaten um etwa 50 Euro ärmer, denn das ist die Gegenleistung, die für einen solchen Kuchen erwartet wird. Der Hochzeitskuchen ist eine nette Form der Einladung, aber zugleich auch eine sehr elegante Möglichkeit des fund raising , also Geld einzutreiben. Wehren kann man sich gegen einen solchen Kuchen nur unter Aufkündigung der Freundschaft. Will man dies nicht riskieren, dann ist man gegen einen solchen Kuchen machtlos.