Lehrerfortbildung

..
Man stelle sich folgende Situation vor: Lehrerfortbildung an der Universität - intern, nur für deren Professoren und Mitarbeiter. Aufgabe: Erstellung eines Kurs-Curriculums zum Thema Forschungsmethoden. Pro Fakultät ein Team. Die Aufgabe konnte vor der Veranstaltung vorbereitet werden, am Tag selbst erfolgt lediglich der Feinschliff. Es findet eine Vorentscheidung zwischen mehreren Fakultäten mit ihren jeweiligen Konzepten statt. In diesen wird jeweils ein Sieger ermittelt. Dieser tritt im Finale gegen die anderen Sieger an. Insgesamt gibt es vier Vorentscheidungen. Der Gesamtsieger bekommt ein offizielles Lob der Unileitung. In den jeweiligen Vorentscheidungen gibt es vier Gruppen mit einer Präsentationszeit von jeweils zehn Minuten. Zur Verfügung stehen insgesamt 45 Minuten. Soweit die Theorie - und so weit, so gut. Doch nun folgt das pure Chaos: Begonnen wird zehn Minuten zu spät. Die ersten beiden Gruppen überziehen; Gruppe drei und Gruppe vier kommen gar nicht an die Reihe. Pünktlich nach 45 Minuten ist Schluss. Da der dienstälteste Seminardirektor in der Gruppe begonnen hatte, gewinnt er seine Vorentscheidung auch. Dies ist nicht nur in dem einen, sondern in allen vier Vorentscheidungen der Fall. Im Finale gewinnt der Dienstälteste aller Dienstältesten den gesamten Wettbewerb, weil das in Taiwan so üblich ist - aus Respekt vor dessen bisheriger Lebensleistung. Ob er auch den besten Vortrag hielt, spielt dabei so gut wie keine Rolle. Die anderen Gruppen haben sich auch angestrengt - aus Höflichkeit, aber in dem Wissen, dass sie eigentlich keine Chance haben. Man spielt halt das Spiel mit. Viele Taiwanesen mögen diese Art Wettbewerb auch nicht Aber was kann man machen: Tradition ist Tradition. Oder?
..