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Christliche Feste werden in Taiwan nicht gefeiert - in einem buddhistisch und taoistisch ausgerichteten Land und einer christlichen Bevölkerung von weniger als einer Million Menschen nicht weiter verwunderlich. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Vorweihnachtszeit nicht kommerzialisiert werde. Das Gegenteil ist der Fall: Ab spätestens Anfang Oktober werden in den meisten Geschäften und allen Warenhäusern Weihnachtslieder gespielt - und Christbäume stehen ab diesem Zeitpunkt ebenfalls an allen denkbaren und undenkbaren öffentlichen Orten.
Und sie stehen dort in vielen Fällen bis Ende Februar - wenn sie nicht vergessen werden. In diesem Falle stehen sie länger. Spricht man in Deutschland also von der Kommerzialisierung des Weihnachtsfestes, dann kennt man Taiwan nicht: Hier wird diese Kommerzialisierung bis zum Exzess getrieben, gleichsam in Perfektion - nur eben sinnentleert. Man kann es durchaus erleben - wie ich in diesem Jahr -, dass in öffentlichen Parks Weihnachtlieder auch Mitte März noch gespielt werden. Da gibt es nichts: Der Verkauf der CD muss sich amortisieren, und ein ganzes Jahr zu warten, ist zu lang. Also her mit der weihnachtlichen Musik und aufgelegt. Auch in dieser Form ist man flexibel - aber in dieser Form wird dem westlichen Christen auch ein gerüttelt Mass an Toleranz abverlangt.